GePo-Kurs gewinnt einen Hauptpreis von 1000€

Die 15 Schülerinnen und Schüler des GePo-Kurses (Geschichte-Politik-Kurs) von Herrn Haring haben beim diesjährigen bundesweiten Schülerwettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) einen Hauptpreis in Höhe von 1000€ gewonnen.

Am Dienstag, 05. März 2024 schrieb der GePo-Kurs erst noch eine Arbeit, bevor Herr Haring einen braunen Umschlag von der BPB auf den Tisch legte. Auf diese Post hatten die Schülerinnen und Schüler lange gewartet. Darin war das Ergebnis ihres Beitrags zum diesjährigen Schülerwettbewerb: War es „nur“ eine Teilnehmerurkunde oder hatte es zu mehr gereicht? Lotte öffnete langsam den Umschlag, zu langsam für einige Mitschüler, die so viel Arbeit in diesen Wettbewerb gesteckt hatten.

175 Jahre Paulskirche und 75 Jahre Deutscher Bundestag. Ist das für euch ein Anlass zum Feiern oder zum Nachdenken?“ war das Thema, für das sich der Kurs entschieden hatte. Die Aufgabe bestand darin, sich mit diesen geschichtlichen Ereignissen in der eigenen Region, im eigenen Ort zu beschäftigen und mit einem Experten, einer Expertin (z.B. einer aktuellen politischen Vertreterin des Ortes bzw. Kreises) zu sprechen, um die Frage im Kurs abschließend zu beantworten. Die Ergebnisse sollten in Form von sechs DIN-A-2 Plakaten präsentiert werden.

Nach einer kurzen Planungsphase und Aufteilung der Themen innerhalb des Kurses, begaben sich die Schülerinnen und Schüler am Mittwoch, 13. September 2023 im Stadtarchiv auf die Suche nach Material. Das Team um Frau Volks-Kuhlmann, Herrn Tembrink und Herrn Schlaghecken konnte den Schülern zu ihren Themen eine Vielzahl an interessanten und spannenden Dokumenten liefern. Darüber hinaus bekamen sie noch einen Einblick in die Aufgaben eines Stadtarchivs und die Arbeit eines Archivars.

Nun hieß es, die Dokumente, Bilder und Informationen auszuwerten. Und da tauchten einige Schwierigkeiten auf: handschriftliche Dokumente, wie z.B. die Wahlmännerliste aus dem Jahr 1848 waren nur schwer zu lesen. Da konnte auch schon einmal der Großvater einer Schülerin weiterhelfen, der die „alte“ Schrift noch lesen konnte.

Es wurde weiter recherchiert, notiert, diskutiert und geschrieben. Außerschulische Experten, wie Herr Dr. Tschuschke vom KULT in Vreden, Herr Dr. Gräfenberg, der zu der 48er-Revolution ein Buch über die Akteure und Akteurinnen in Westfalen geschrieben hat, Herr Dr. Beck vom Landesarchiv Münster wurden per Mail um Rat gefragt. Manchmal waren es kleine Hinweise, kleine (Literatur-)Tipps, die die Schülerinnen und Schüler in ihrer Arbeit weiterhalfen und auf die Sprünge halfen.

Eine Gruppe des Kurses arbeitete aus den Materialien heraus, dass in Bocholt 1848 die Wahl zum Frankfurter Paulskirchenparlament eine indirekte Wahl war, bei der neun Wahlmänner in vier Bezirken gewählt wurden. Als Vertreter dieser Region in Frankfurt wurde dann von den Wahlmännern Hermann Anton August Wedewer gewählt. Dieser wurde nach kurzer Zeit von Justin von Linde abgelöst.

Bei den Recherchen lernten die Schülerinnen und Schüler zudem, dass der gebürtige Bocholter Fürstbischof Melchior von Diepenbrock als Vertreter des Kreises Oppeln im Frankfurter Parlament saß und sein Bruder Conrad Joseph von Diepenbrock im süddeutschen Raum auf der Seite der Revolutionäre war und eine kurze Zeit ins Gefängnis musste. Die Schüler bekamen einen Einblick in die Geschehnisse der Deutschen Revolution 1848/49 und deren Bedeutung für unsere Demokratiegeschichte. Sie erkannten, wie die Menschen sich 1848/ 49 schon für die Grundrechte und demokratischen Rechte eingesetzt haben.

Eine zweite Schülergruppe beschäftigte sich mit den Ereignissen rund um die Entstehung des Grundgesetzes und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der ersten Bundestagswahl im Jahr 1949. Sie recherchierten und arbeiteten heraus, wie das Grundgesetz und unsere heutige Demokratie in den verschiedenen Gremien des Verfassungskonvents und schließlich im Parlamentarischen Rat Gestalt annahm. Einen Schwerpunkt setzte diese Gruppe auf die vier „Mütter“ des Grundgesetzes, die für die Ausgestaltung z.B. der Gleichberechtigung von Mann und Frau im Grundgesetz eine wichtige Rolle spielten.

Für Bocholt zeigten ihre Recherchen auf, unter welch schwierigen Bedingungen nach dem Zweiten Weltkrieg hier die Bundestagswahl abgehalten worden ist. Es mussten z.B. die organisatorischen Bedingungen für eine demokratische Wahl geschaffen werden. So fanden die Schülerinnen und Schüler in den Dokumenten des Stadtarchivs einige Schreiben, die die Suche nach geeigneten Wahllokalen verdeutlichten.

Für Bocholt wurde dann am 14. August 1949 der CDU-Politiker Theodor Blank in den ersten Deutschen Bundestag gewählt.

Die Schülergruppen trugen sich ihre Ergebnisse vor. Sie lernten, dass die Grundrechte, die die Parlamentarier schon 1848 aufgestellt hatte, im Grundgesetz wieder aufgegriffen wurden. Sie lernten, dass Menschen 1848/49 teilweise ihr Leben für die Demokratie bzw. demokratische Rechte einsetzten. Sie lernten, wie wichtig den Gründern der Bundesrepublik Deutschland die Menschen- und Grundrechte waren.

All diese Ergebnisse nahm der GePo-Kurs mit in ein Expertengespräch mit der Bundestagsabgeordneten Frau König am 21. November 2023. Begleitet wurde sie vom Bocholter CDU-Vorsitzenden Lukas Kwiatkowski. In einem 90minütigen Gespräch diskutierte die Runde über die Wettbewerbsfrage: Sind die Ereignisse ein Anlass zum Feiern oder Nachdenken?

Abschließend kam der GePo-Kurs zu dem Fazit, dass man über diese Ereignisse nachdenken sollte, da sich Menschen in Deutschland schon lange für die Demokratie und demokratische Werte eingesetzt haben. Einig war man sich in der Gruppe aber auf jeden Fall, diese Ereignisse viel mehr zu feiern und daran zu erinnern, wie toll es ist, in einer freien und offenen Gesellschaft zu leben.

Die Ergebnisse dieser wochenlangen Recherche, der Gespräche und des Schreibens, wurden dann auf sechs Plakaten festgehalten. Hier musste sich die Gruppe noch auf ein grundsätzliches Layout und Gestaltung einigen. Das war nicht einfach und bedurfte einiger Diskussionen. Am Ende einigte man sich, konnte aber dann vor Weihnachten die sechs Plakate von der Firma Busch drucken lassen und endlich abschicken.

Am Ende wurden für die verschiedenen Kategorien und Altersstufen insgesamt ca. 1900 Wettbewerbsbeiträge bei der Bundeszentrale für politische Bildung eingereicht. So waren die Erwartungen nicht sehr hoch als Lotte am Dienstag, 5.März 2024 den Umschlag langsam öffnete und anfing, das Schreiben vorzulesen. Dann stockte sie nach ein paar Zeilen, ihre Mitschülerinnen und Mitschüler warteten gespannt. Dann las Lotte den Satz vor: „Vor kurzem fand die Preisverleihung statt und die 39-köpfige Jury hat euren Beitrag mit einem Hauptpreis in Höhe von 1000€ ausgezeichnet!“

Der Jubel im GePo-Kurs war riesengroß.

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