Eine Delegation von 14 Schülerinnen und Schülern, begleitet von Frau Schulte-Euler und Herrn Reitmeyer, war vor den Osterferien zu Gast am Lycée Emile Duclaux in der Bocholter Partnerstadt Aurillac. Mit einem vielfältigen Programm lernten wir die Partnerstadt und ihre Region ein wenig kennen und durch das Leben in den Gastfamilien gab es Eindrücke vom „echten“ französischen Alltag. Der Austausch fand zum zweiten Mal nach der Wiederaufnahme im letzten Jahr statt.
Ein Programm in Erinnerung an 80 Jahre Kriegsende
Unsere Partnerinnen und Partner gestalteten ein abwechslungsreiches Programm für uns. Für den Austausch und den im Dezember geplanten Gegenbesuch wählten wir uns das Motto „1945-2025 – 80 Jahre Ende des zweiten Weltkrieges“, welches sich im Programm an mehreren Stellen wiederfand.
Nach einer beschwerlichen, aber umweltfreundlichen Anreise mit dem Zug, erreichten wir kurz nach Mitternacht die Partnerstadt und wurden von den Austauschpartnerinnen und -partnern sowie ihren Familien freundlich empfangen. Die Müdigkeit war der Gruppe noch etwas anzumerken, als wir uns am nächsten Vormittag die „Archives Départementales“ (vergleichbar mit einem Kreisarchiv) anschauten und dort deutsch-französische Geschichten über die Arbeitsdienste und Kriegsgefangenschaft während und nach dem Zweiten Weltkrieg präsentiert bekamen und Einsicht in einige der 14 km Aktenschränke nehmen durften. Eine Ausstellung in der Schule zu den „Gerechten unter den Völkern“ des Cantal, des Départements (Vergleichbar mit einem Landkreis), dessen Hauptstadt Aurillac ist, zeigte eine weitere Referenz des Krieges in der Region. So erfuhren wir, dass man den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem (Israel) verliehen bekam, wenn man als Nicht-Jude aus Motiven der Menschlichkeit Jüdinnen und Juden vor der Verfolgung durch die Nazis bewahrte. Auch auf den Empfängen beim Schulleiter unserer Partnerschule und im Rathaus standen die Deutsch-Französische Freundschaft und der Frieden in den Reden oft im Vordergrund.
Tags darauf unternahmen wir, zusammen mit den Partnerinnen und Partnern einen Ausflug. Es ging nach Murat, wo im „Mémorial des Déportés“ eine besondere Geschichte des zweiten Weltkrieges multivisuell erzählt wird: Aufgrund von anhaltenden Widerstandshandlungen und der Tötung eines hochrangigen SS-Funktionärs durch die lokalen Résistance-Gruppen, wurden etwa 120 Menschen aus dem kleinen Gebirgsort in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Weniger als 40 von ihnen kehrten nach dem Krieg heim. Neben dem Gebirgsstädtchen, schauten wir uns außerdem den „Viaduc de Garabit“ an. Dabei handelt es sich um eine über 560 m lange Eisenbahnbrücke aus dem Jahre 1888, die
von Gustave Eifel, bekannt für den nach ihm benannten Eifelturm in Paris, konstruiert wurde. Den Tagesabschluss stellte ein Besuch der zweitgrößten Stadt des Cantal, Saint-Flour, dar.
Das Wochenende fand in den Gastfamilien statt, die uns die Sehenswürdigkeiten der Region zeigten, wie z.B. die (erloschenen) Vulkanschlote der „Monts du Cantal“, Wasserfälle und Höhlen, wie den „Gouffre de Pradirac“ oder niedliche Städte wie Laroquebrou oder Racamadour.
Am Montag und Dienstag stand die Partnerstadt in unserem Fokus: Neben Schulbesuchen und gemeinsamem Arbeiten mit der französischen „Section Allemande“ des Lycées, schauten wir uns die Partnerstadt und ihr Schloss sowie die mittelalterliche Keimzelle rund um die Kirche Saint-Géraud an. Auch in diesem Jahr besuchten wir ein lokales Unternehmen: Die Regenschirmmanufaktur Piganiol. Aurillac war einst die „Hauptstadt des Regenschirms in Frankreich“. Das Traditionsunternehmen Piganiol existiert seit fünf Generationen als Familienbetrieb. Der Patron gewährte uns einen Einblick in die Produktion und die Geschichte des Regenschirms. Sein Unternehmen ist das letzte dieser Art in der Region. Ein gemeinsamer Abend mit den Gastfamilien am Lycée, bei lokalen Spezialitäten, rundete die beiden Tage ab.
Eine weiße Rose als Zeichen für die Deutsch-Französische Freundschaft und den Widerstand
Am letzten Tag in Aurillac besuchten wir das „Conseil Départemental“ (Vgl. Kreisverwartung / Kreistag), in welchem wir einen Einblick in die lokalen Strukturen und die Arbeit von Europe Direct bekamen. Letztere sind eine Kontaktstelle der EU, zertifiziert von der EU-Kommission, und fungieren als Ansprechpartner zu europäischen Themen. Für uns gab es dort konkret einen Einblick ins Erasmus-Projekt einer der Mitarbeiter, welcher ein halbes Jahr in Finnland verbrachte. Auch in Bocholt gibt es eines von 50 Büros von Europe Direct in ganz Deutschland. Nach dem letzten Essen in der Schulkantine stand noch ein besonderes Ereignis auf der Agenda: Anlässlich des für die Deutsch-Französische Freundschaft so wichtigen Kriegsende vor 80 Jahren pflanzten wir gemeinsam mit unseren Gastgebenden einen Rosenstock auf dem Schulhof vor den Sprachenräumen des Lycées. Begleitet wurde diese Zeremonie von gemeinsamen Gedanken der Schülerinnen und Schüler, welche zuvor im Unterricht in der Austauschwoche zu Papier gebracht wurden. Es folgten die letzten Treffen in der Stadt mit den Gastgebenden und dann ging es über Figeac mit dem Nachtzug nach Paris. Au revoir Aurillac.
In der Hauptstadt besuchten wir das „Hôtel des Invalides“, welches mehrere Museen zur Militärgeschichte Frankreichs beherbergt. Wir informierten uns über die „Ordre de la Libération“, in die Menschen und Städte aufgenommen wurden, die sich für die Befreiung Frankreichs vom Nazi-Regime besonders hervorgetan haben und schauten uns das Grab Napoleons unter der goldenen Kuppel an. Danach ging es zum Eifelturm und an den Triumphbogen, ehe es auf die letzte Etappe gen Bocholt ging.
Erschöpft, aber glücklich und mit vielen neuen Erfahrungen, kommen wir zurück. Bei den insgesamt vier Empfängen durch unsere Partnerinnen und Partner in Aurillac wurde oft betont, wie wichtig das gegenseitige Kennen und Kommunizieren zwischen Deutschen und Franzosen ist. Dazu haben wir einen Beitrag geleistet und vielleicht auch ein bisschen unsere Französischkenntnisse verbessert.
Danke!
Wir bedanken uns bei unseren Austauschpartnerinnen und -partnern, ihren Familien, unserer Partnerschule, dem Lycée Emile Duclaux, der Stadt Aurillac und den „Amis des jumelages des communes d’Aurillac et d’Arpajon-sur-Cère“, dem Conseil Départemental sowie seines Archives und Europe Direct du Cantal sowie allen weiteren Partnerinnen und Partnern.
Unterstützt wurde die Reise von der Stadt Bocholt und dem Programm für Schulpartnerschaften des Landes NRW. Auch hier bedanken wir uns recht herzlich für die Unterstützung.
Linkliste zum Austausch (Die folgenden Links führen zu externen Websites, wie z. B. Facebook!):
Bericht über diesen und den letzte Austausch in der französischen „La Montagne“: https://www.lamontagne.fr/arpajon-sur-cere-15130/actualites/des-echanges-riches-avec-bocholt_14670451/
Bilder vom Besuch beim Conseil Départemental / Europe Direct du Cantal: https://www.facebook.com/EDCantal15/posts/pfbid026Mowq7xpAeFu5NvvEJaSVgWMbaGzwBLBv3iCZtNwckzQWDRmxCpHGx3Qqhvypw7El































































